Was Ablenkung im Arbeitsalltag bewirkt.
- Lara Weber
- 20. Okt.
- 3 Min. Lesezeit
Es gibt Tage, in denen hat man das Gefühl, keine Minute ungestört gearbeitet zu haben, richtig? Telefon, Mails poppen auf, Meetings in Dauerschleife, ...
Laut einer Studie von Vera Starker werden Wissensarbeiter_innen durchschnittlich alle vier Minuten unterbrochen.
Das bedeutet: 15 Unterbrechungen pro Stunde. Das hat Folgen für Produktivität, Stresslevel und sogar die Fehlerquote.

Vera Starker und ihr Team haben 637 Beschäftigte aus 25 Unternehmen in wissensintensiven Dienstleistungsbranchen (u.a. Banken, Steuerberatung, IT, Handel, Bildung, Pharma, Medien, Transport/Logistik) über einen bestimmten Zeitraum begleitet.
Die Teilnehmenden protokollierten dabei jede Unterbrechung, Multitasking-Situation und deren wahrgenommene Auswirkungen. Ziel war es, die tatsächliche Belastung durch Ablenkungen zu messen und herauszufinden, wie sie Produktivität, Fehlerquote und Stress beeinflussen.
Mit spannenden Ergebnissen:
Im Durchschnitt werden Mitarbeitende alle 4 Minuten bei ihrer Arbeit unterbrochen.
Das macht 15 Unterbrechungen in der Stunde.
Von außen kommende Unterbrechungen (zB. Anrufe) und innere Fragmentierungen (also Arbeitsunterbrechungen ohne äußeren Impuls zB. anlassloses Checken des Postfachs oder Handys) nicht weit auseinander liegen (9 zu 6).
Die Zeit um sich wieder zu Fokussieren nach einer Unterbrechung wird zw. 15% - 24% derjenigen Zeit geschätzt, die die Unterbrechung gedauert hat.
Die Mail ist Spitzenreiter als Verursacher von Unterbrechungen. Nr. 2 ist der Blick aufs Handy und das obwohl der Großteil der Studienteilnehmenden das Handy nicht direkt für die Arbeit benötigen.
Multitasking
Zwei Mal pro Stunde versuchen Beschäftigte, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu bearbeiten.
Unser Gehirn kann nur sehr schnell zwischen verschiedenen Aufgaben hin und her wechseln, aber diese nicht gleichzeitig bearbeiten. Durch das Hin und Her springen dauert die gesamte Bearbeitungszeit natürlich länger, da es bei jedem "Sprung" wieder eine neue Fokussierung braucht. Außerdem erhöht kontinuierliches Multitasking das Stresserleben und die Fehlerquote.
Meetings
Mitarbeitende verbringen bei einer 40h-Woche im Durchschnitt 1,5 Tage in Meetings. 35% davon sind irrelevant. Bei Führungskräften erhöht sich dieser Anteil.
Stressfaktor Digitalisierung
Je mehr digitale Tools genutzt werden, desto stärker desto mehr Unterbrechungen oder desto wahrscheinlicher, dass "ge-mulit-taskt" wird, was das Stressempfinden erhöht.
40-50% der Mitarbeitenden in wissensintensiven Dienstleistungen fühlen sich zumindest teilweise "geflutet" mit digitalen Tools. Sie fühlen sich dadurch gezwungen, mehr Aufgaben zu erledigen, als sie bewältigen können, oder haben weniger Zeit für einzelne Aufgaben oder Termine.
“The power of attention is the real superpower of our age. Attention, aligned with intention, can make mountains move.”
(Otto Scharmer, Massachusetts Institute of Technology)
Wo könnt ihr ansetzen - bei euch selbst oder strukturell im Unternehmen?
Grundsätzlich: Für weniger Unterbrechungen sorgen
Was dabei helfen kann:
Tägliche Fokuszeiten - gern für das gesamte Unternehmen oder den Bereich:
Schon 1 Stunde Fokuszeit am Tag - also Zeiten ohne Unterbrechung senkt den Cortisolspiegel (das Stresshormon) messbar.
Raumgestaltung: Großraumbüros führen natürlich zu mehr Ablenkung, weil mein:e Sitznachbar:in direkt mit-abgelenkt wird wenn ich einen Anruf erhalte und neben ihm:ihr telefoniere.
Kultur der Konzentration stärken: Wertschätzung dafür, wenn jemand regelmäßige Pausen macht oder sich nicht eine Minute nach der gesendeten Mail retour meldet.
Wissensvermittlung: Führungskräfte und Mitarbeitende schulen in Themen wie gehirngerechtes Arbeiten, Umgang mit Ablenkungen, Fokustrainings, Achtsamkeitstrainings
Digitale Tools und Meetings ausmisten
Braucht es wirklich ein weiteres Tool? Was wird tatsächlich genutzt?
Können die Mitarbeitenden mit den Tools auch tatsächlich umgehen?
Wie wäre es mit strafferen Zeitplänen für Meetings damit wirklich nur Raum für Wichtiges bleibt? Gute Vorbereitung spart ebenso Zeit wie fokussiertes Dranbleiben am eigentlichen Thema.
Quelle: Vera Starker, Kosten von Arbeitsunterbrechungen für deutsche Unternehmen, https://nextworkinnovation.com/wp-content/uploads/2023/12/NWI_Tagebuchstudie-Arbeitsunterbrechungen-und-Produktivitaet_131223.pdf
Das ist Teil 1 der Serie: Aufmerksamkeit vs. Ablenkung.
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